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Strahlungen in dunkler Zeit

Strahlungen in dunkler Zeit

Glaubenserfahrungen in Haft und Diktatur 1945-89
 
altRezension v. Paskal Schmied zu „Strahlungen in dunkler Zeit …“ (Schweriner Volkszeitung Sept. 2002)
 
„Dem größten Herrn will ich dienen“
Im Kalten Krieg bestimmten Kommunismus und Antikommunismus den politischen Kampf in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschland und DDR.
 
Wenn man nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur der ehemaligen DDR heute wissen will, was auch die ideelle Essenz des über die Jahrzehnte anhaltenden Widerstands gegen diese Gewaltherrschaft war und woraus sie sich speiste, so ist dieses Buch lebendig erzählter Geschichte des Zeitrahmens von 1945 bis in die heutige Zeit ein exemplarischer Sammelband.
 
Der Herausgeber Jürgen Schmidt-Pohl, gleichzeitig Verleger und Mitautor, stellt in seinem Geleitwort fest: „Es ist das Böse dieser Welt, das Menschen erst zu Märtyrern macht“! Wie schmerzhaft richtig diese Aussage ist, stellen die dreizehn Prosatexte und Gedichte dar. In drei Beiträgen wird des sowjetischen Terrors in den Speziallagern und KZ der Sowjetzone erinnert und des fast zwangsläufigen Wegs politischer Gefangener zum Glauben, um die Seele vor den Verletzungen der Haftjahre zu bewahren. Es war wohl kein Zufall, daß einer der Autoren, Gerhard Nehls, später über lange Jahre Missionar in Südafrika war. An diese Beiträge zum sowjetischen und frühen SED-Terror in Lager und Zuchthaus und der Gottfindung dort, schließt sich das Großteil von Beiträgen aus den sechziger bis achtziger Jahren an. Hierin wird ein anderer Ton von Auseinandersetzung mit dem Regime hörbar – und ein anderer Weg zu Gott beschrieben. Waren die vierziger und fünfziger Jahre der Haft noch weitgehend geprägt von einem überwiegend kaum öffentlich praktizierten Glauben, so wurde in den späteren Jahrzehnten ein Gottesbekenntnis durch seltene Gefangenengottesdienste möglich und von politischen Häftlingen als Mittel der Absage an den „real existierenden Sozialismus“ bewußt genutzt. Wie nachhaltig sich dieser „Etikettenschwindel“ auf die Person des bis dahin Nichtgläubigen auswirken konnte, erzählt Jürgen Schmidt-Pohl in seiner Erinnerung „Ich hab´auf dich gewartet ...“ Über die Situation in DDR-Jugendgefängnissen schreibt Rainer Wagner, der damit auch seinen schmerzhaften Entwicklungsweg und seine Gottsuche verknüpft. Wie sehr christlicher Glaube half, Folter zu überstehen, thematisiert eindrucksvoll die Erzählung „Angst“ von Wolfgang Welsch. Hierbei werden auch die wirklichen Repressionen der STASI gegen Andersdenkende in der ehemaligen DDR sichtbar – sie waren viel schlimmer, als allgemein angenommen wird. Nicht alle Beiträge des Buches wurden von ehemaligen politischen Häftlingen verfaßt. Einer dieser beiden Beiträge – Gerhard Meyer „Dem größten Herrn will ich dienen“ – bezeugt, daß es Menschen in der DDR gab, die durch die Erfahrung mit der Diktatur ihren Glauben so festigten, daß sie sogar Pastoren wurden. Wie sehr Tod, christlicher Glaube, Kirche, STASI und Diktatur in der DDR miteinander schaurig verwoben sein konnten, zeigt das „Triptychon des Todes“ von Wolfgang Janisch.
 
Das vorliegende Buch gibt dem Leser Aufklärung und vermittelt die Hoffnung des Glaubens, nicht nur in dunkler Zeit.
 
Ein Autorenverzeichnis gibt Auskunft über biographische Angaben zu den Verfassern der Beiträge.